Titelbild für den Blogartikel „Diagnose Hirntumor – Wie ein Meningiom mein Leben verändert hat“ mit gezeichneter Figur im Bett

Als mein Leben stillstand und ich neu beginnen musste

Sie haben einen Hirntumor – vier Worte, die mein Leben für immer verändert haben.

Es begann mit kleinen, unscheinbaren Symptomen: Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Fehler, die sich in meine Sprache einschlichen. Übermüdung, Stress, zu warmes Wetter – es gab etliche Erklärungen, vor allem, da ich schon immer empfindlich auf Veränderungen reagiert habe. Wer denkt schon gleich an einen Hirntumor? Doch als ich an einem heißen Sommertag plötzlich keine Worte mehr fand, begann eine Reise voller Angst, Hoffnung … und Neuanfang.

Ich erinnere mich genau an diesen Tag, abends stand ein Fußball Spiel auf dem Programm und jeder war schon halb in Urlaubsstimmung. Die Sonne brannte auf die Straßen, und in der Küche war es stickig, als mein Sohn mit seinen Freunden vor mir stand. Ein ganz normaler Moment, bis er es nicht mehr war. Ich wollte einen Satz sagen – etwas Banales, etwas Alltägliches – doch die Worte entglitten mir. “Iss ruhig den …” begann ich, aber es fehlte das Ende.

Ich suchte in meinem Kopf, aber da war nur Leere. Das Wort “Käse” war verschwunden, einfach gelöscht und auch das Wort “Supermarkt” kam mir nicht mehr in den Sinn. Mein Sohn sah mich verwundert an. „Mama, was willst du sagen?“ Seine Freunde beobachteten mich, und ich fühlte, wie Panik in mir aufstieg.

Ich zwang mich zu einem Lächeln. Sicher nur die Hitze, dachte ich. Der Tag war anstrengend gewesen. Doch in mir drin wusste ich: Das hier war nicht normal.

Nachdem mein Sohn mit seinen Freunden gegangen war, wollte ich meine Mutter anrufen, konnte aber mein Handy nicht mehr richtig bedienen. Ich öffnete WhatsApp. Schloss es wieder. Öffnete meine Mail-App. Wieder zu. Ich klickte durch meine gewohnten Anwendungen, aber es war, als hätte jemand die Verbindung in meinem Kopf getrennt. Nach einer halben Stunde schaffte ich es endlich, sie zu erreichen. Aber ich erzählte nichts von meinem Aussetzer.

Erste Symptome eines Hirntumors, die ich nicht erkannt habe


Rückblickend gab es Warnzeichen, die ich damals nicht erkannt habe. Zu den ersten Symptomen meines Hirntumors gehörten:

– Die Qualität meiner Übersetzungen nahm ab

– Ich war noch empfindlicher gegenüber Geräuschen & Licht als sonst

– Ich hatte öfters Kopfschmerzen

– Ich litt unter auffälliger Müdigkeit & Erschöpfung

– Ich bekam Probleme mit meiner Konzentration

Wie gesagt hatte ich mir das alles bisher immer mit Stress, mit Hormonen, oder dem ganz normalen Leben erklärt. Aber jetzt? Jetzt begannen sich die Puzzlestücke zu einem Bild zusammenzusetzen, und mir gefiel nicht, was ich sah. Einen Tag nach meinem Aussetzer in der Küche ging ich zur Hausärztin.

Die kannte ich noch gar nicht, denn normalerweise war ich nie krank, und hatte sie nach meiner Anmeldung in der Praxis noch nie besucht. Sie hörte sich meine Symptome an, runzelte die Stirn und rief eine Neurologin an. „Es ist sicher nichts Ernstes, aber gehen Sie mal hin.“ Eine Woche später saß ich dort in der Praxis. Die Neurologin war entspannt. Ich sei fit, sagte sie, es gäbe keinen Grund zur Sorge – aber um sicherzugehen, schlug sie eine MRT-Untersuchung vor. „Nur zur Beruhigung.“ Das klang so weit harmlos. Doch tief in mir regte sich eine Unruhe, die ich nicht loswurde.

MRT-Ergebnis: Die Diagnose Hirntumor verändert alles

Der MRT-Termin war für den 10. Juli angesetzt. Am Abend davor passierte es wieder. Ich saß vor meinem Laptop und wollte eine einfache E-Mail schreiben. Drei Sätze, nichts Kompliziertes. Doch ich brachte den Satz nicht zu Ende. Immer wieder fing ich an, immer wieder blieb ich mitten im Wort stecken. Es war, als hätte sich eine unsichtbare Mauer in meinem Kopf gebildet. Ich gab auf. Und als ich mein Buch aufschlug, fiel mir auf, dass ich viele Wörter nur noch halb wahrnahm.

Am nächsten Morgen lag ich in der engen MRT-Röhre. „Nur fünf Minuten“, hatten sie gesagt. Doch nach zwei Minuten kam eine Durchsage: Sie bräuchten mehr Bilder. Sie würden Kontrastmittel spritzen. Es dauerte viel länger als geplant. Als ich aus der Röhre geschoben wurde, hatte ich ein ungutes Gefühl. Und ich war froh, dass mein Mann mich zur Untersuchung begleitet hatte.

Am Nachmittag desselben Tages saß ich allein in meiner Küche, als der Befund online in meiner Patientenakte erschien. Ein Warnhinweis blinkte: „Lesen Sie diesen Bericht nicht ohne ärztliche Begleitung.“ Ich ignorierte ihn.

Dann sah ich die Worte:

Hirntumor. Verdacht auf Meningiom.  4 cm groß. Mit zwei Ausläufern. Sehr großes Ödem.

Mein Gehirn war nicht mehr symmetrisch, es wurde zur Seite gedrückt, eingeklemmt von einer Masse, die da nicht hingehörte.

Ich fühlte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Mein Körper reagierte zuerst, bevor mein Verstand hinterherkam. Ein Kälteschauer lief mir über den Rücken und meine Hände zitterten. Mein Herz raste. In meinem Kopf begann es zu schreien: Nein. Nein. Das kann nicht sein.Ich bin doch erst 45!


Mein Mann kam zehn Minuten später in die Küche. Ich zeigte ihm den Bildschirm. Er las. Dann sah er mich an und sagte ganz ruhig: „Ja, Schatz… das klingt, als hättest du tatsächlich einen Hirntumor.“ Und dann begann die Online Suche.


Am nächsten Morgen klingelte früh das Telefon. Die Neurologin. Sie wollte doch schon heute mit mir sprechen – und ich sollte jemanden mitbringen. Ich sagte nur: „Ich habe den Bericht schon gelesen.“ Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Diese Sekunde der Stille, dieses Zögern, war der Moment, in dem ich wusste, dass mein Leben sich von Grund auf verändern würde.


Währenddessen saß meine Mutter, weit entfernt allein mit ihrer Angst nach meinem Anruf. Sie konnte nicht hier sein. Konnte nichts tun außer warten und hoffen.

Die Angst vor der Hirntumor-OP

Ich hatte den Chirurgen nie getroffen. Ich wusste nicht, wer mich operieren würde. Niemand hatte mir erklärt, wer genau an meinem offenen Schädel stehen und über mein Leben entscheiden würde. Es musste alles schnell gehen. Zu schnell, um Fragen zu stellen, zu schnell, um wirklich zu begreifen, was da gerade mit mir geschah.


Am Abend vor der OP lag ich wach. Ich wusste nicht, ob ich noch einmal nach Hause kommen würde. Ob ich meine Kinder wiedersah. Ich wollte fest daran glauben, dass alles gut wird. Aber ich konnte es nicht, auch wenn ich meinem Sohn auf seine Frage, ob ich die OP vielleicht nicht überlebe, ganz fest versichert hatte: “Ich schaffe das!”

Der Morgen der OP begann früh. Viel zu früh, als dass mein Kopf begreifen konnte, was passieren würde. Wir mussten uns um sieben Uhr im Krankenhaus melden, aber in Wahrheit war ich schon lange vorher wach. Schlafen war unmöglich.

Mein Mann durfte mich nur noch bis zu einer bestimmten Tür begleiten. Ein letzter Blick, ein letzter Kuss, dann musste er gehen. Also lächelte ich tapfer, während mir innen drin alles schrie.

Dann war ich allein.

Ich wurde in einen großen, kühlen Raum gefahren, zusammen mit anderen Patienten, die ebenfalls auf ihre OP warteten. Es war kein privater, geschützter Moment. Wir waren eine Gruppe namenloser Menschen in Krankenhaushemden, umringt von fremden Gesichtern in blauen Kitteln. Hektisches Stimmengewirr, kaltes Neonlicht, die kühle Luft, die nach Desinfektionsmittel roch – es fühlte sich an wie eine Maschinerie. Rational, effizient, aber ohne Raum für Sorgen oder Menschlichkeit.

Ich kam mir vor wie ein Tier auf dem Weg zum Schlachter.

Niemand sprach viel mit mir. Alles wurde vorbereitet, Zettel wurden kontrolliert, Zugänge gelegt. Meine Arme waren so zerstochen, dass bei mir die Fussgelenke genutzt werden mussten, weil die Nadeln am Handgelenk an einer Stelle rein und gleich danach wieder rauskamen. Ich fühlte mich wie ein Steckkissen Dann, fünf Minuten vor der OP, tauchte plötzlich mein Chirurg auf.

„Ich bin Dr. … Ich werde Ihre Operation durchführen. Haben Sie noch Fragen?“

Fünf Minuten vor der OP. Jetzt sollte ich noch Fragen haben? Ich sah ihn an, wollte etwas sagen, wollte irgendetwas spüren, doch da war nichts. Ich hatte längst abgeschaltet.

Die Anästhesisten klopften mir auf die Schulter. „Es wird schon alles gut.“ Dann kam die Maske, der Sauerstoff, das brennende Gefühl der Narkose.

Ich dachte als Letztes an etwas Schönes – ein Tag am Strand mit meiner Familie und meinen beiden Hunden, die schon über die Regenbogenbrücke gegangen waren. Ich dachte an alle meine Schutzengel und einen neuen Hund, der uns helfen würde, später zu heilen. Und dann wurde alles schwarz.

Leben nach einer Hirntumor-OP: Verlust, Hoffnung und Neuanfang nach dem Meningiom

 Frontalansicht einer Frau mit frischer OP-Naht am Haaransatz nach einer Hirntumoroperation
Beschreibung: Dieses Bild wurde direkt nach der Operation aufgenommen. Die chirurgische Naht verläuft entlang des Haaransatzes. Ein emotionaler Moment – der Anfang eines neuen Kapitels.
Frau im Krankenhausbett mit sichtbarer OP-Naht und Schwellung unter dem Auge
Frau mit Kopftuch, lächelnd, in der Erholungsphase nach einer Hirntumoroperation

Fast acht Monate sind seitdem vergangen. Ich bin noch hier. Aber ich bin nicht mehr dieselbe.

Mein Gehirn funktioniert nicht mehr wie früher. Ich vergesse Dinge und brauche ewig für einfache Aufgaben. Auch bin ich abhängig von anderen – und das tut weh. Ich, die immer unabhängig war und die ihre Welt unter Kontrolle hatte.

Und dann ist da noch mein eigenes Unternehmen, eine erfolgreiche Übersetzungsagentur, die ich über Jahre aufgebaut hatte. Das 20-jährige Jubiläum stand bevor. Doch anstatt zu feiern, liegt alles in Scherben.

Auch meine Arbeit als Synchronsprecherin musste ich aufgeben. Nach der OP ist nichts mehr, wie es war. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, mein Gedächtnis spielt mir Streiche, logisches Denken fällt mir schwer. Bedienungsanleitungen? Ein Buch mit 7 Siegeln! Dinge, die früher selbstverständlich waren, sind jetzt unerreichbar. Ich kann keine langen Texte mehr analysieren, keine komplexen Zusammenhänge mehr erfassen. Mein Verstand, der immer meine größte Stärke gewesen war, lässt mich im Stich.

Und so bleibt mir keine Wahl. Ich muss loslassen. Das Unternehmen, das ich über zwei Jahrzehnte geführt hatte, ist nicht mehr zu retten. Ich kann es nicht mehr zusammenhalten.

Es fühlt sich an, als hätte ich nicht nur meine Arbeit verloren, sondern einen Teil meiner Identität. Wer bin ich, wenn ich nicht mehr die bin, die immer alles selbst geschafft hat?

Aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr verstehe ich: Ich hatte Glück. So viel Glück. Mein Tumor war gutartig. Ich lebe. Ich kann laufen, sprechen, denken – auch wenn es manchmal länger dauert und auch, wenn mir niemand erklären kann, warum ich diese Probleme noch habe.

Aber ich weiß: Es gibt so viele Menschen, denen es schlechter geht als mir.

Ein Herzensprojekt wird zum Anker

Mein Youtube Kanal Lie liest vor begann als kleines Nebenprojekt während des Corona-Lockdowns. Ich wollte einen Ausgleich, eine kreative Beschäftigung in einer Zeit, in der die Welt stillzustehen schien. Und vor allem wollte ich Geschichten genau so lesen, wie ich sie selbst gerne hören würde – nicht zu schnell, mit echten Charakterstimmen, mit Atmosphäre und Wärme.

Mir war wichtig, dass jeder Zugang zu schönen Geschichten haben kann. Nicht jeder kann sich teure Hörbücher leisten, nicht jeder hat die Möglichkeit, große Bibliotheken zu durchstöbern. Ich wollte einen Ort schaffen, an dem sich Menschen einfach zurücklehnen, abschalten und für einen Moment in eine andere Welt eintauchen können.

Auf Lie liest vor teilen viele Menschen ihre Geschichten mit mir. Sie schreiben mir, erzählen von ihren eigenen Schicksalen, ihren eigenen Kämpfen. Manche haben unheilbare Krankheiten, manche kämpfen sich durch ihren Alltag mit Schmerzen, mit Sorgen, mit Ängsten. Und trotzdem finden sie Trost in meinen Geschichten. Und ich? Ich finde Trost in ihnen.

Damals hätte ich nie gedacht, dass dieses Projekt einmal so viel mehr für mich bedeuten würde. Dass es nicht nur anderen helfen würde – sondern auch mir selbst.

Ich bin nicht mehr dieselbe. Aber ich gebe nicht auf.

Ich kämpfe. Jeden Tag. Ich suche neue Wege, um mich wieder ganz zu fühlen oder mit Schmerzen umzugehen. Seit dem letzten Scan weiß ich: da ist noch etwas in meinem Kopf. An einer anderen Stelle, zurzeit 3,8mm groß. Was genau? Höchstwahrscheinlich noch ein Tumor. Ich habe Angst, ja. Aber ich lasse sie nicht gewinnen.

Vielleicht ist das Leben nicht mehr das, was es einmal war. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht trotzdem wunderschön sein kann. Vielleicht ist es ein anderes Leben. Ein langsameres, ein bewussteres. Eines, in dem ich jeden Tag mehr schätze als vorher.

Inzwischen habe ich noch einen zweiten Kanal: Lie’s Kurzgeschichten. Hier teile ich in vielen Hörbüchern ganz persönliche Gedanken und Erfahrungen verpackt in kleine Geschichten.

Da ich selber hochsensibel bin, eher introvertiert, schreibe ich – zum Beispiel in der Hörbuch Serie für HSPs „Stille ist …“ – für alle diejenigen, denen es ähnlich geht. Die eher zarten Seelen, die Träumer, diejenigen, die tief fühlen.

Ich weiß nicht, was kommt. Niemand weiß das. Aber ich weiß, dass ich trotz des Loslassens auch weitermache.


Ein Klick aufs Bild – und die Geschichte beginnt. So einfach ist das.

Schritt für Schritt. Wort für Wort. Denn auch wenn meine Logik sich verabschiedet hat, sprudeln Geschichten und Ideen aus mir heraus wie nie zuvor. 

Und vielleicht – vielleicht wird irgendwann alles sogar noch schöner als zuvor.

Bist auch DU durch eine schwere Zeit gegangen? Oder vielleicht kennst du jemanden, der gerade einen langen Weg vor sich hat. Ich möchte dir sagen: Du bist nicht allein.

💌 Hast du eine ähnliche Erfahrung gemacht? Schreib mir gerne in die Kommentare unter den folgenden Videos auf Yotube oder per Nachricht. Ich freue mich über den Austausch und darüber, wenn meine Geschichte vielleicht jemandem hilft, sich weniger allein zu fühlen.

💙 Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast. Pass gut auf dich auf – und vergiss nie, wie wertvoll du bist.


Ein Klick aufs Bild – und die Geschichte beginnt. So einfach ist das.

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